Wie im Rausch Sigrid Feeser, RHEINPFALZ, 17.3.2020
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
TATORT ATELIER …… vor einem leuchtend grünen Hintergrund ein Tisch mit weißer Platte, rustikalem dunklen Unterbau, der auf merkwürdige Weise bestrahlt scheint. Kein Raum, keine Hinweise, das Grün verliert sich im unteren Drittel wie weggeschwemmt und gibt die Sicht frei auf eine durchscheinende Fläche, eine hintere Schicht, die verhängt wurde. Auszug aus der Eröffnungsrede von Paula Kohn zur Eröffnung der Ausstellung "Tatort Atelier"
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Visionen ......Sich dem Duktus ihrer Handschrift versichernd, folgt Nicole Daudert ihren ersten Regungen, um diese im nächsten Schritt wieder zurück zu nehmen, zu korrigieren oder zu verwerfen. Ihre Malerei eröffnet ein vieldeutiges Spannungsfeld zwischen rhythmischer Geste und losgelassener Farbe. Hier erschafft das Zufällige Lineaturen und sogar nahezu Gegenständliches. Zwischen gewischtem Farbauftrag sowie sich ausdehnenden Verbänden von Farbflächen entwickelt Daudert jenes Repertoire der Ausdrucksformen, welches sich unserem unmittelbaren Zugriff zu entziehen vermag. Wir sehen beseitigte Spuren, sowie überdeckte Gewissheiten und dennoch einen konservierten Schaffensprozess. Gleichzeitig durchschimmernd, sich gegenseitig hindurchlassend oder auch verbergend, verdichten sich die Setzungen zu einer dem Werk eigenen Semantik. Außerwerkliche Verweise oder gegenständliche Bezüge hat Daudert mit dieser neuen Werkgruppe vollständig verlassen. Im Vordergrund steht für die Künstlerin, sich selbst im Verlauf des Schaffensprozesses den Bildraum zu eröffnen. Die durchscheinend oder überlagernd aufgetragene Farbe wird zu einem Aufdecken. Eine Formfindung entspringt spontan ihrem Arbeiten....... Das Zudecken, das Farbe gewöhnlich auf einem Malgrund bewirkt, bei Daudert wird es zugleich zum Entdecken eines ambivalenten Vorgangs der Bildwerdung, der sich zwischen intuitivem Gestus und Ziel gerichteter Formsetzung sowie Kompositionsfindung entfaltet. Als sei das Werk ein Fenster drängen sich an- und abschwellende Linienverläufe, wolkige Himmel und bewegte Formverläufe über die Bildflächen und scheinen über diese hinaus zu wollen. Die Leinwände, sie erscheinen seltsam lebendig, lassen sich wie durchlässige Membranen beobachten, in denen sich die gewischten oder gekehrten Gesten nach den Gesetzen einer sinnlichen Osmose gegenseitig durchdringen. Auch diese neue Mallust spürt jenen Vorstellungswelten nach, die aus den Tiefen des Unterbewusstseins und der Erinnerung an die Oberfläche drängen. Dauderts Malerei entspringt immer wieder auch der Verinnerlichung von natürlichen Erscheinungsformen. Ihre Arbeiten erscheinen dann als Resultate eines zurückhaltend, erzählerischen Experiments, sich in abstrahierten Fragmenten die natürlichen Gefüge unserer Lebensräume zu vergegenwärtigen und sich gleichzeitig davon zu befreien. Denn ohne künstlerisch imitierendes Zitat von Landschaft verfasst die Künstlerin aus den gelebten Begegnungen mit der Wirklichkeit und der dinglichen Zergliederung des Gesehenen vitale Bildererlebnisse. Es entstehen organisch anmutende Formationen, die Geschichten erzählen können und doch ohne gegenständliches Bedeutungsgehalt für sich selbst stehen. Mit archäologischem Spürsinn gräbt Daudert in den Sedimenten ihrer Erfahrungen und Erinnerungen. Damit sind ihre Motive nicht unmittelbar landschaftliche Konzentrate, vielmehr handeln sie von dem Licht und der Hitze der Sonne, von Nähe und Ferne, vom Ungefähren im Licht der Dämmerung und vom Ende einer eindrücklichen Reise. Sie spielen mit Wahrnehmungsphänomenen und Farbpsychologie, mit Vielfalt und Ordnung, mit Flüchtigkeit und Angehaltensein. Schließlich kennzeichnet ihre künstlerische Ausformulierung das an sich selbst beobachtete Reflektieren über das eigene Sein jenseits jeden erfahrenen Ortes. Ihre Werke sind sowohl ein Innen als auch ein Außen. All diesen Bildern ist ein Dazwischen gemeinsam. Das Dazwischen ist jene Spielwiese und der Erfahrungsbereich dessen, den wir mit unserem Interesse füllen können: der Bereich voll von Neugier, der vagen Entdeckungen sowie des bewussten Erkennens. Mit ihren ganz eigenen Zeichensetzungen bewegt sich die Malerei Nicole Dauderts in diesen Grenzräumen. Es ist die Erfindung einer Bildsprache ohne verabredete Bedeutungen. Ihre Lesbarkeit liegt somit in einer vieldeutigen lyrischen Vermittlung und kennzeichnet die Welt als subjektive Wirklichkeitserfindung. ..... Auszug aus der Eröffnungsrede von Reinhold Weinmann, Kunsthistoriker und Galerist,
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
EIN GRAU AUS REGENBOGENFARBEN
-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- COLOURNOCOLOUR Nicole Daudert präsentiert uns Zeichnung und Malerei. Der von ihr referierte Ausdruck der “andere Ort” ist ein Schlüsselbegriff bei der Betrachtung ihrer Werke. Der “andere Ort” bezeichnet einen Ort mit eigenen Gesetzmäßigkeiten, eine Parallelwelt, deren Offenbarung von einem selber, der eigenen Wahrnehmung abhängt. Sie reagiert beim Weitermalen auf das, was sie vorfindet, was sie vormals hat stehen lassen. Es ist ein intuitiver Prozess bei dem die Spannung und Atmung von Farbe und Form im Vordergrund stehen, manchmal aber auch der Zufall von zerfließenden Farbspuren zugelassen wird. Christine Reeh, Auszug aus der Eröffungsrede zur Ausstellung COLOURNOCOLOUR // Peters + Daudert in der Galerie Preview Süd, Karlsruhe im November 2013
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Unterwegs in neuen Welten In der Galerie Grandel ist die Farbe ausgebrochen, da ist man gleich heiter gestimmt. Es sind rauschhaft aufleuchtende Farben, die sich auf assoziative Weise ihren Weg suchen in den brandneuen Bildern von Nicole Daudert, dabei ein reich instrumentiertes, räumlich bewegtes Drunter und Drüber entfalten. Der von der Künstlerin gegebene Hinweis auf die Farbpsychologie mag durchaus eine Hilfe sein. Muss es aber nicht. Hier geht es um gemalte Gefühle und Stimmungen, um „Räume des Lichts und der Farbe“. Sie erinnern, so Daudert, „an Zooms in neue Welten oder an Orte, die man nur im Traum durchstreift“. Das kann man so stehen lassen, über das schöne Reich des im Bild gebändigten Ungefähr lässt sich nicht rechten. Im Beiprogramm rasch hingeworfene Reiseskizzen von durchaus eigenem Reiz. Sigrid Feeser, RHEINPFALZ, 8.März 2013
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Schönste Farbträume Lebhafte, frische Farben, von Rosa über Hellgrün zu Gelb, dann Rot und Blau, winden sich in floralen Formen durch den Raum der Mannheimer Galerie Grandel. Lianen, aber auch an Blätter erinnernde Muster treffen sich wie von alleine zu einem fröhlich-munteren Stelldichein. Das Leben in und mit der Natur selbst scheint angesprochen zu sein auf den Gemälden von Nicole Daudert. Die 1966 geborene Künstlerin, die an der Akademie in Karlsruhe studierte und etliche Preise und Stipendien erhielt, malt mit Acryl abstrakte Bilder. Auf ihnen überlappen sich häufig die Farben, öffnen sich Farbräume auf der nun mal nur zweidimensionalen Bildfläche, entstehen durch Wischen, Tropfen und Laufenlassen fremde, nie gesehene Orte. Rauschhafte Bildwelten Im realen Leben gehen den Arbeiten Skizzen, häufig auf Reisen entstanden, voraus, aber was dann entsteht, sind Träume, Farbträume. Am schönsten kann man das in den kleine Gemälden im Hauptraum sehen, die dicht in einer Reihe hängen: Da scheinen sich die Themen und Farben zu überlagern, obgleich jedes der organisch-abstrakten Motive in sich abgeschlossen ist, kommt der Eindruck des einen Bildes zum nächsten dazu, wird aus der Summe der einzelnen Werke ein einziger großer Farbrausch. Das große Gemälde "Fukushima" von 2011 allerdings scheint viel zu harmlos, viel zu farbenfroh und munter für den Titel. Die Künstlerin meint zwar mit der großen Fläche Rot das Blut anzusprechen, das durch die nukleare Katastrophe in Japan vergossen worden sei, aber die Zahl der Toten allein ist nicht das Problem von Fukushima, dazu kommt die atomare Verstrahlung der Bevölkerung und der Umwelt. Man möchte ihr raten, in Zukunft auf zu schwere Titel zu verzichten. Man kann das Gemälde aber gut zum Vergleich mit den kleinen Werken aus diesem Jahr heranziehen: Heute geht sie weg von klaren Linien und abgemessenen Farbflächen hin zu offener Gestaltung und ganz freiem Strich. Dr. Susanne Kaeppele, Mannheimer Morgen, Samstag, 02.03.2013
Minimalistische Gefäßformen und üppige Farbstillleben, fließende Farbräume und geometrisch-abstrakte Zeichen, dazu expressive Interieurs hängen in den Räumen der Galerie Grandel mit gelassener Selbstverständlichkeit nebeneinander. In ihrer ersten Repertoire-Ausstellung zeigt die Galerie Nicole Daudert, Jürgen Liefmann, Marita Matthek, Jochen Schambeck und Hinrich Zürn als Künstler und Künstlerinnen ihres vielseitigen Programms. Obwohl die Künstler sehr unterschiedlich wirken, eint sie doch ihre künstlerische Absage an den Realismus, und so setzen sie ihre Wahrnehmungen und Erfahrungen in vom Gegenstand losgelöster Farbe und Form um. Dabei vertreten ihre Kunstwerke verschiedene Grade der Abstraktion, die vom abstrahierten Naturvorbild bis zum Konstruktiven reichen. Nicole Daudert (1966) lässt in ihren mit dünnflüssiger Acrylfarbe auf breiformatige Leinwand gemalten Kompositionen bei allem Gestischen und Abstrakten Pflanzenblüten und organisch Verschlungenes erkennen. Jürgen Liefmann (1953) malt dagegen mit Gouache auf Papier ein Geflecht aus sich zunehmend verdichtenden, farbigen Linien, die kaum an Pflanzliches in der Natur gemahnen. Eher bilden sie ein abstraktes Netz von räumlicher Dimension. Um Raum geht es auch in den puristischen Acrylbildern von Marita Mattheck (1950), die mit schwarzen Balkenformen auf weißem Grund monumentale Zeichen für Leben und Tod setzt. Von überbordender, den Bildrahmen sprengender Üppigkeit sind die Arbeiten von Jochen Schambeck (1964), die zwischen den Gattungen Malerei und Plastik angesiedelt sind. Mit voller Wucht schmeißt er Ölfarbe direkt aus dem Farbeimer von einer Leiter auf den am Boden liegenden Bildträger, und die Farbe verteilt sich mit der kraftvollen Bewegtheit des Barocks auf dem Träger. Sinnlich-bunte, mit eingearbeiteten Metallpapieren fast ins Kitschige abgleitende, reliefartige „Stillleben“ sind das Ergebnis seiner Wurfaktionen. Interieurdarstellungen von Hinrich Zürn (1970) beschließen den Reigen von rhythmisch gehängten Exponaten in der Ausstellung: Nach Abbildungen von Inneneinrichtungen des französischen Stardesigners Philippe Starck, der die Privaträume des ehemaligen Staatspräsidenten Mitterand im Pariser Elisée-Palast entworfen hat, malt der Heilbronner Künstler Interieurs. Er löst den Gegenstand der Vorlage auf und lässt ihn in einer abstrahierten, farbigen Komposition aus Raum und Fläche aufgehen. Dr. Martina Kitzing-Bretz, 2012
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
"Opulente Farbstillleben" "Gespritzt und gedrückt sind die pastosen Farbkompositionen von Jochen Schambeck (1964), gemalt und gegossen die dünnflüssigen Landschaftsräume von Nicole Daudert (1966). Beide Künstler stellen, obwohl sie schon lange ein in Karlsruhe zusammen lebendes Paar sind, zum ersten Mal gemeinsam im Wasserschloss aus. Überrascht sei sie gewesen, so berichtet Nicole Daudert in dem Künstlergespräch mit Reinhold Weinmann von der Galerie Dr. Grandel, dass sich beim Hängen der Ausstellung so viele Gemeinsamkeiten zwischen ihrer und Jochen Schambecks Kunst ergeben hätten. Und das, obwohl ihre Arbeiten kaum gegensätzlicher wirken könnten. Die Parallelen liegen in der Farbigkeit und reichen aus, einen Ausstellungsraum dem Thema „Paar“ zu widmen. Hier hängen friedlich ein überschäumendes „Splash Out“ von Schambeck und ein ruhiges Fließen einer unbetitelten Malerei von Daudert nebeneinander. Schmeißt der eine schon einmal von einer Trittleiter aus Farbe auf den am Boden liegenden Bildträger, nimmt die andere höchstens einmal einen Fön zur Hand, um dem Farbfluss eine bestimmte Richtung zu geben. Die Schüttungen und die Malerei mit dem Pinsel gehen ihr ruhig von der Hand, und die fließenden Linien bilden eine Art Gerüst, das die Komposition trägt. Diese besteht aus großzügigen Farbflächen, die Landschaft oder Pflanzen andeuten und sich auf der Bildfläche zu bewegen scheinen. Das extreme Format ihrer Bilder führt die Künstlerin auf traditionelle ostasiatische Tuschmalerei oder Kalligraphie auf chinesischen Rollenbildern zurück. Vermittelt die Malerei Dauderts durch sich überlappende, transparente Farbflächen einen Raumeindruck, sind die Arbeiten von Schambeck tatsächlich plastische, dreidimensionale Gebilde. Mit seinen orgiastischen Kompositionen aus Ölfarben, die er mit seinen Händen zu expansiven Reliefs knetet, überschreitet er die Grenze der Malerei und betritt die Gattung der Bildhauerei. Dass es dem Künstler, der genauso wie Daudert an der Kunstakademie Karlsruhe studierte, um das Prozesshafte der Kunst geht, machen seine Objekte deutlich: Eingearbeitet in die Farbströme und --ballen sind Handschuhe, Farbtuben oder andere Gegenstände des Arbeitsprozesses. „Rigoros und schonungslos“ nennt er seine Malerei, die er nur scheinbar gänzlich der Schönheit des Zufalls überlässt. Dr. Martina Kitzing-Bretz zu "Lucky Space // Farbtransformationen-MalereiDialog zwischen Jochen Schambeck und Nicole Daudert", Galerie Roland Grandel, Wasserschloß Bad Rappenau, 2010
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
„Der andere Ort“, Brückenraum der Stadtbibliothek Karlsruhe, 2008
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
"Aus den Linien, Rechtecken und Formkontrasten lässt sich das jeweilige Werk sowohl gegenständlich als auch abstrakt sehen. Stefan Endlich, 2001, Presseartikel zur Ausstellung Daudert+Fieg-Pavlik in der Galerie Altes Rathaus in Wörth am Rhein
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
"Nicole Daudert hat sich in ihrer Malerei mit Acryl auf Baumwolle einem strengen Reglement unterworfen. Ob "Raumbilder", "Konstruktionen" oder "Fensterbilder", das gemeinsame Thema der jetzt in der Kunststiftung Baden-Württemberg ausgestellten Arbeiten ist die Flächenorganisation aus rechteckigen Farbfeldern in immer den gleichen gebrochenen Pastelltönen ... Die dabei entstehenden räumlichen Verhältnisse lassen erkennen, daß Daudert die Gesetze der Zentralperspektive ebenso ins Kalkül zieht, wie die der räumlichen Wirkungen von Farbbeziehungen. Der Betrachter wird dazu verführt,Wege durch das Bild zu suchen, gerät aber immer wieder in räumliche Sackgassen.
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
"Struktur ist auch nur ein Mittel der Gestaltung"
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Beeinflußt von der niederländischen Stilleben-Malerei und der zeitgenössischen Malerei niederländischer Künstler, intensivierte Daudert den Blick auf alltägliche Dinge, auf Gegenstände, die sie in ihrer Umgebung und besonders in ihrem Atelier vorfindet....
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- |
|||
|
|||